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Wir ritten um 9:00 Uhr los, immer am Ufer des Song-Köl entlang. Für den Weg zum nächsten Ziel waren drei Stunden eingeplant, aber da wir die Tiere auf dem Uferweg zügig traben ließen, erreichten wir es schon gegen 11:00 Uhr. Wir setzten uns ans Ufer und warteten aufs Mittag, das es auch hier zwar in einer Jurte, aber an einem hohen Tisch, an dem man ganz europäisch auf Bänken sitzen musste, gab. Ich fragte Ruslan, ob wir nach dem Mittag noch einen Ritt entlang des Ufers machen könnten, er sagte sofort Ja und gab mir sein Pferd, das viel Spaß am richtigen Laufen hatte. Es war ein Vergnügen, wir ritten die Uferwege der Steilküste hinauf und hinab, ließen die Tiere so viel frisches Gras und Kräuter fressen, wie sie mochten, und kehrten nach anderthalb Stunden glücklich zur Jurte zurück.
Am späten Nachmittag kletterten wir noch auf einen kleinen Berg, der sich direkt an der Küste 200 hm über den Song-Kol erhob. Von dort aus konnten wir den ganzen See und seine Umgebung überblicken, mit der flachen Ebene im Westen, den Bergen im Süden und den Hügeln im Osten und Norden. Das Wasser schimmerte blau und grün und spielte im Wind mit Farben und Schattierungen.
Wir stiegen zum See hinunter und suchten uns eine kleine stille Bucht in der nur das helle Plätschern der kleinen Wellen an die Kieselsteine des Ufers zu hören war.
Das Wasser war so klar, dass das Sonnenlicht zusammen mit den Wellen Netze von silbernen Linien auf die Steine am Grund des Sees zeichnen konnte. Wir saßen lange und beobachteten das Spiel von Licht und Wasser, sahen den Möwen hinterher und warfen kleine Kiesel ins Wasser. Erst als die Sonne hinter den Bergen verschwand vertrieb uns ein kalter Wind aus der Bucht.
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