Jörg Phil Friedrich
Philosoph und Publizist

  • Koalitionsverhandlungen: undemokratisch disziplinierend

    In Berlin finden derzeit Koalitionsverhandlungen statt – ein Verfahren, das im Grundgesetz nicht vorgesehen ist. Das Grundgesetz kennt auch keine Koalitionen. Viele meinen, sie seien dennoch nötig, zugleich ist kaum jemand mit dem Vorgehen und den Ergebnissen zufrieden. Genau besehen sind Koalitionen undemokratisch, und ihr eigentliches Ziel ist die Disziplinierung der Abgeordneten. Darüber habe ich…

  • Der Jargon der Analytischen Philosophie

    Neulich hatte ich auf X (ehemals Twitter) eine Diskussion mit einem deutschen Universitätsprofessor für Praktische Philosophie. Es ging um die Existenzweise sozialer Tatsachen, insbesondere von normativen epistemischen Tatsachen wie „Die These X ist gut belegt“. Ja, liebe Leser, solche Diskussionen kann man auf der viel kritisierten Plattform tatsächlich führen. Ich vertrat den Standpunkt, solche Tatsachen…

  • Fragen zu einer israelisch-arabischen Friedensordnung

    Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs vor 80 Jahren wurden in Europa die Grenzen neu gezogen. Deutschland musste vor allem in Osteuropa Gebiete abtreten. Im Zuge dieser Neudefinition nationalstaatlicher Gebilde mussten viele Millionen ihre Heimat verlassen und sich in fremden Gegenden neu ansiedeln. Das, was damals entstand, wurde später die europäische Friedensordnung genannt, eine Konstruktion,…

  • Bundestag ohne Koalition

    Koalitionen und Koalitionsverträge sind für die Organisation des Parlaments vom Grundgesetz nicht vorgesehen. Inzwischen können wir uns zwar kaum noch vorstellen, dass es auch ohne ginge, aber die letzten Sitzungen des Bundestags vor der Wahl haben gezeigt, dass es womöglich sogar besser laufen könnte als mit Koalitions- und Fraktionsdisziplin. Darüber habe ich beim Cicero geschrieben.

  • PEN Berlin, Gaza und die Pressefreiheit

    Gestern gab es eine außerordentliche Mitgliederversammlung des PEN Berlin, auf dem eine Resolution zum Schutz von Presseleuten im aktuellen Krieg im Nahen Osten gefunden und verabschiedet werden sollte. Es gab drei Anträge, einen hatte ich mit eingereicht und auch an einem weiteren, der als Kompromiss gedacht war, hatte ich mitgearbeitet. Ich hatte dem Kompromiss sogar…

  • Politische Streitkultur

    Wie steht es um die politische Streitkultur? Heute wird der Streit zunehmend unversöhnlich geführt. Statt der Empörungs-Kultur bräuchte es wieder mehr Lust an der zwar leidenschaftlichen, aber auch konstruktiven Auseinandersetzung im politischen Diskurs. Darüber habe ich am Samstagmorgen bei WDR 3 ein Gespräch über Politische Streitkultur geführt.

  • ÖRR: Mehr Gesellschaft, weniger Politik

    Der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk steht in Deutschland vor tiefgreifenden Reformen. Seine wichtigste Aufgabe kann weder politische Aufklärung noch das Bedienen aller Nischenbedürfnisse sein. Vielmehr muss er sich als Ermöglicher von Gemeinschaft verstehen, muss die Basis für Gemeinsamkeiten gestalten, auf der verständnisvoller Streit über Differenzen erst möglich wird. Darüber habe ich auf welt.de geschrieben.

  • „Oberindianer“ und „Schlageraffen“

    Das Wort „Indianer“ ist genauso unproblematisch wie das Wort „Affe“. Es kommt drauf an, wie man es verwendet, wozu es in der Kommunikation eingesetzt wird. Wer jemanden als „Oberindianer“ bezeichnet, meint das ja nicht neutral, sondern im besten Fall ironisch. Und damit diese Ironie funktioniert, muss man ein bestimmtes Bild von Indianern haben, das bedenklich…

  • Wieviel Ethik-Kompetenz gibt es im Deutschen Ethikrat?

    Nach monatelangen Verzögerungen hat die Bundesregierung nun auch „ihre“ Experten für den Deutschen Ethikrat benannt. Bedenkt man, dass die Ethik ein Bereich der Praktischen Philosophie ist, würde man erwarten, dass vor allem Leute aus diesem Bereich dort anzutreffen wären. Aber weit gefehlt. Wie dieses Fehlen ist auch die Konzentration auf wenige gesellschaftliche Themen befremdlich. Es…