Vorheriger Tag: In den Tien Shan mit Hindernissen
Nachdem wir Pancakes gebacken, Tee gekocht, gefrühstückt und unser Zelt abgebaut hatten, wollte ich noch schnell mit GPS unsere Position checken. Merkwürdigerweise passte die überhaupt nicht zu Eckili-Tasch. Trotzdem liefen wir zunächst in die von Tölön angegebene Richtung. Mir fiel ein, dass Azamat mich darauf hingewiesen hatte, dass Eckili-Tasch eine Militärstation sei und auch in der Karte, die zwar alt und im Maßstab 1:100.000 ist, waren Häuser zu sehen. Nach 45 min verglich ich die Landschaft mit der Karte und alles war klar. Tölön hatte uns nicht nach Eckili-Tasch gebracht, sondern schon in Ken-Suu abgesetzt, etwa 12 km vor Ecklili-Tasch. Wir studierten die Karte und entschieden, umzukehren und der Schotterpiste auf der anderen Seite des Flusses bis Ecklili-Tasch zu folgen.
Etwa 3 km vor Ecklili-Tasch sahen wir über die Wiese einen blauen Kleinlaster. Beim Näherkommen lasen wir auf der Seite den deutschen Schriftzug „Fenster – Fassaden“. Kurz vor uns bog er auf die Schotterpiste ein und wartete. Ein Mann sprang heraus und fragte, ob er uns nach Eckili-Tasch mitnehmen sollte – natürlich sagten wir Ja (Für Insider: Der liebe Gott fährt einen blauen Kleinlaster). Der Fahrer hieß Stalbek. Er fragte uns, wohin wir wollten, und als wir es ihm erklärt hatten bot er uns an, uns mit Pferden zum nächsten Übernachtungsplatz zu bringen Für den Ritt (3 Stunden) wollte Stalbek 3.000 SOM haben. Auch dieses Angebot nahmen wir gern an. In seiner Jurte bewirtete uns Stalbek mit Kaffee und Gebäck und erzählte, dass er in der DDR als Soldat gedient hat. Er kannte noch Ortsnamen wie Wölfen, Weimar und Grimmen.
Marx und Engels in der Jurte
Auf einem kleinen Regal neben mir entdeckte ich ein Buch, auf dem ich in kyrillischen Buchstaben „Karl Marx und Friedrich Engels“ las. Als ich die Namen laut vorlas, lachte Stalbek. Ich schlug das Buch auf und sah, dass die ersten Seiten herausgerissen waren – vermutlich wurde das Papier zum Feuermachen verwendet.
Der erste Ritt
Es war auch für Kirgisen nicht einfach, unsere Rucksäcke auf die Pferde zu laden, also wurden sie kurzerhand zusammengebunden und über den Sattel meines Pferds geworfen. Dadurch konnte ich nicht gut sitzen und in mein Steißbein drückte der Knoten. Aber die ersten zwei Stunden des Ritts waren ein Vergnügen. Wir erzählten Stalbek, dass wir die Bücher von Tschingis Aitmatov kannten. Er sagte voller Hochachtung, Aitmatov sei ein „großer Mensch“ gewesen. Als ich ihn später nach den Namen der Pferde fragte, deutete er auf das Pferd, auf dem Cornelia saß, und sagte mit einem Lächeln, das sei Gülsary.
Nach drei Stunden war ich erschöpft, und obwohl wir noch nicht ganz am Ziel waren, mussten wir stoppen. Ich kam nicht ohne Hilfe aus dem Sattel und als ich unten war, brach ich zusammen. Meine Knie waren völlig verkrampft. Die Höhe kam dazu. Cornelia und Stalbek bauten das Zelt auf, ich gab ihm 3.500 SOM, er wünschte uns gute Erholung und ritt zurück nach Eckili-Tasch.
Die Höhe machte mir extrem zu schaffen, die Knie aber erholten sich schnell. Dazu kamen bei Cornelia und mir Magen-Darm-Probleme, vielleicht von der Höhe, vielleicht auch vom Wasser.