Ins „wilde Kirgistan“

Vorheriger Tag: Verdächtig unproblematisch

Um 9:30 Uhr holte Ülükbek uns ab. Wortlos fuhr er an Burana vorbei, eigentliches eine Besichtigung im Programm der Reittour vorgesehen, aber da wir gestern schon dort gewesen waren, sagten wir nichts. Ülükbek arbeitet als Manager bei einem internationalen Autohändler, nur im Sommer arbeitete er für eine Weile beim CBT. Sein Auto (genauer gesagt: das seiner Frau) war ein moderner SUV, selbst die Klimaanlage funktionierte und es gab auch hinten funktionierende Sicherheitsgurte. Aber auch bei diesem Wagen war das Steuer rechts. Ich sprach Ülükbek darauf an, er erklärte, dass nach dem Ende der Sowjetunion viele Autos aus Japan und Deutschland importiert worden seien, die japanischen mit Rechtslenkung. Aber jetzt wären nur noch linkslenkende erlaubt – sein Auto sei auch schon von 1999.

Selbständig oder Kanada

Ülükbek möchte nächstes Jahr sein eigenes Touristikunternehmen aufmachen, mit vielen Häusern. Aber eigentlich will er nach Kanada auswandern, er glaubt, dass seine Kinder da bessere Chancen hätten, sie sind 6 und 3. Er hat einen Freund, der ist Russe, der sei in Kirgisien aufgewachsen und vor ein paar Jahren nach Russland gegangen. Aber die Russen sagten, er sei kein Russe, sondern Kirgise, deshalb sei er nach Kanada gegangen, und dort sei alles großartig. Ülükbeks Frau will nicht auswandern, sie arbeitet als Führungskraft unter der Direktionsebene in einer großen kirgisischen Bank und fragt, was sie denn in Kanada soll.

Um 11:00 Uhr trafen wir am Rand des Nationalparks auf unsere Guides Ruslan und Nursultan (Warum wir zwei Guides hatten, wussten wir bis zum Ende der Tour nicht, vielleicht wurde einer vom anderen angelernt, vielleicht lag es daran, dass unsere Tour 9 Tage ging). Sie machten Gemüse, Wurst, Käse und Brot zum Mittag, dann stiegen wir auf die Pferde und es ging los.

Cornelias Pferd wollte ständig fressen, sonst hat alles super geklappt, durch kleine Flüsse, auf Bergpfaden, quer durchs „Wilde Kirgistan“. Gegen 15:00 Uhr erreichten wir schon das Tagesziel, eine Wiese vor dem ersten hohen Pass der Tour, voller Gräser, Kräuter und Blumen. Der Himmel für Pferde. Ich zeichnete mein erstes Bild von kirgisischen Bergen. Ruslan und Nursultan kamen dazu, um zu schauen.

Nächster Tag: Unzählige Schattierungen von Grün


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