Handtücher und Obstplantagen

Vorheriger Tag: Bier und Benzin

Nach dem Frühstück wollten wir nach Kadji-Sai an der Südküste des Issyk-Kul weiterfahren. Ich fragte Aida, wo wir ein Taxi bekommen könnte, sie meinte zunächst, ein Taxi sei doch sehr teuer und wir könnten doch die Marschrutka  vom Busbahnhof aus nehmen. Aber dann redete sie mit Maksat, ihrem Mann und sagte, er würde sich um das Taxi kümmern. Maksat telefonierte und teilte mir mit, dass das Taxi 3.000 SOM (etwa 40 €) kosten würde. Ich war einverstanden und Maksat versicherte mir, dass das Taxi in 10 min da sein würde.

Etwas überrascht stellte ich 10 min später fest, dass Maksat selbst vorfuhr mit dem Auto, mit dem wir vor 6 Tagen das Benzin für unseren Kocher besorgt hatten. An der gleichen Tankstelle hielt er auch dieses Mal an und meinte, er bräuchte das Geld jetzt zum tanken. Ich gab ihm die 3.000 SOM, er tankte ein paar Liter und wir fuhren weiter.

Handtuch-Felder

Unterwegs erklärte uns Maksat in einer Mischung aus Russisch und Englisch, die wir gut verstanden, die Gegend. An einem Feld hielt er an, ließ uns aussteigen und stapfte auf das Feld hinaus, um uns zu zeigen, dass hier Knoblauch angebaut wurde. In Kirgistan wird Ackerbau auf kleinen Feldern in langen Streifen betrieben, es sieht aus wie in der DDR nach der Bodenreform oder wie in Polen noch in den 1980er Jahren. Cornelia fragte, ob jedes Feld einer anderen Familie gehöre, Maksat bejahte.

Kopftücher und Bikinis

Die Landschaft änderte sich sehr, als wir uns dem Isyk-Kul näherten, Obstplantagen streckten sich nun zwischen Straße und See, vor allem Bäume mit gelb leuchtenden Aprikosen. Die Dörfer wurden schöner. Auch wenn es in jedem Ort eine neue Moschee gab, machten die Leute nicht den Eindruck, dass die Religion ihren Alltag prägte. Es gibt in Kirgistan nur selten Frauen mit religiös gebundenem Kopftuch, viele tragen die Haare ganz offen, einige das traditionelle Kopftuch, das man aus Filmen kennt. Vor allem fällt überall auf, dass viele Väter sich mit ihren kleinen Kindern beschäftigen.

Als an der Straße ein trampendes Backpacker-Pärchen auftauchte fragte Maksat, ob wir es mitnehmen sollten. Wir hielten an und fragten auf englisch, wohin sie wollten, sie nannten einen Ort hinter Kadji-Sai. Beim Einladen der Rucksäcke fragte ich sie, woher sie denn kämen, sie waren aus der Schweiz, da schlug ich vor, dass wir auch Deutsch sprechen könnten, wenn sie das könnten. Der junge Mann, der auch Russisch sprach, erzählte Maksat, dass die Schweizer die Deutschen verstehen könnten, aber nicht umgekehrt, was für mich irgendwie so klang, als hätten die Schweizer eine Fähigkeit, die uns abging, ich erklärte deshalb, dass die Schweizer in Rundfunk und Fernsehen auch richtiges Deutsch zu hören bekämen.

Den Nachmittag verbrachten wir am Strand von Kadji-Sai, man kann wunderbar baden im Issyk-Kul und es muss erwähnt werden, dass die kirgisischen Frauen, Islam hin oder her, genauso am Strand liegen und baden wie die deutschen – im Bikini und mit offenem Haar.

Um 19:00 Uhr gab es im Hotel ein üppiges, aber zügiges Abendbrot, sodass wir zum Sonnenuntergang wieder am Strand waren und beobachten konnten, wie die Sonne über den Bergen an der anderen Seite des Sees den Himmel färbte.

Abends kam dann eine überraschende E-Mail von Kumranjan vom CBT-Büro in Bishkek, die die Reittour angeboten hatte, die am übernächsten Tag beginnen sollte. Wo wir denn blieben, es ginge auf 22:00 Uhr und wir seien nicht nicht da. Ich antwortete, dass wir doch erst morgen nach Tokmok kommen würden, da die Tour nicht morgen, sondern übermorgen losgehen sollte. Kurze Zeit später kam ihre Entschuldigung, es sei ihr Fehler gewesen. Wir hofften, dass dieser Fehler keine weiteren Konsequenzen haben würde.

Nächster Tag: Verdächtig unproblematisch

 


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