Jörg Phil Friedrich
Philosoph und Publizist

  • Das doppelte Missverständnis

    Wenn Wissenschaft mit ihren Erkenntnissen in die öffentliche Meinungsbildung zu einer aktuellen gesellschaftlichen Herausforderung eingreifen will, kann sie das nicht direkt und mit ihren herkömmlichen Mitteln tun. Die meisten Menschen lesen keine wissenschaftlichen Fachjournale und verfolgen keine Tagungen und Konferenzen, auf denen Experten sich austauschen. Um die Öffentlichkeit mit wissenschaftlichen Erkenntnissen vertraut zu machen, werden,…

  • Bereitschaft zur Diktatur

    Die Geschichte der Grundrechtseinschränkungen während der Corona-Pandemie wird heute zumeist so erzählt, dass die Regierung im Frühjahr vergangenen Jahres eine Notwendigkeit gesehen hat, schnell zu handeln und Rechte wie Versammlungsfreiheit, Freizügigkeit, die Freiheit von Kunst und Kultur und andere einzuschränken, um das Recht auf Gesundheit zu wahren, kombiniert mit der Notwendigkeit, eine Überlastung des Gesundheitssystems…

  • Wer glaubt schon Modellbauern?

    Die Wissenschaften haben einen guten Ruf, vor allem die Naturwissenschaften. Zuverlässig versorgen sie uns mit Einsichten über die Welt, und auf Basis ihres Erkenntnisfortschritts wird unser Leben immer komfortabler, gesünder, länger und schöner. Kein Wunder, dass wir uns auch in schweren Zeiten an sie wenden, wenn mit Klimawandel und Pandemien Krisen drohen, die mit Naturprozessen…

  • Die Konformität, die Macht stabilisiert

    Der DDR-Vergleich taucht in der Diskussion um die politische Stimmung in den letzten Monaten immer häufiger auf. Meistens geht es um die Meinungsfreiheit, um das Gefühl von Druck, die eigene Meinung nicht öffentlich zu vertreten. Es geht auch um den Eindruck, dass Medien nicht die ganze Vielfalt der Meinungen zu brisanten Themen wiedergeben, dass sie…

  • Es ist ein Mensch

    „Wisst ihr schon, was es wird?“ – das ist oft die erste Frage, die werdenden Eltern gestellt wird. „Was ist es denn?“, fragen die Bekannten, wenn sie in den Kinderwagen schauen. „Ein Kind“ oder „ein Mensch“ wäre die, zugegeben, triviale aber zutreffende Antwort, aber gemeint ist: „Mädchen oder Junge?“ Die Frage nach dem Geschlecht bleibt…

  • Die Grenzen des Gerichts

    In einem Rechtsstaat muss auch der Gesetzgeber dem Recht gehorchen. Die Regeln für den, der die Regeln vorgibt, sind in Deutschland im Grundgesetz festgelegt. Da man sich aber, wie bei jedem, der Vorschriften beachten soll, nicht darauf verlassen kann, dass der Gesetzgeber immer freiwillig und umfassend dem Grundgesetz folgt, gibt es in Deutschland auch dafür…

  • Wissenschaften in der Pandemie

    In seinem Aufsatz „Die Wahrheit ist nicht relativ“ äußert der Physiker Ralf Bönt die Vermutung, dass uns gegenwärtig eine Phase der gesellschaftlichen Entwicklung und Umbrüche bevorstehen könnte, wie die Welt sie vor rund 100 Jahren am Ende der Spanischen Grippe, zu einer Zeit des stürmischen Fortschritts der Physik, erlebt hat. Er vergisst, zu bedenken, dass die Physiker…

  • Warum das bundesweite Regelwerk schadet

    In Deutschland herrscht weitestgehend Konsens darüber, dass Politik sich wissenschaftliche Expertise einholen sollte, bevor politisch entschieden und gehandelt wird. Was das genau heißen soll, ist jedoch unklar. Allerdings scheint ein großer Teil der Bevölkerung der Meinung zu sein, dass die Politik dem Rat der Wissenschaft zwingend folgen sollte, sobald dieser Rat eindeutig und unter den…

  • Brutus Liefers

    „Brutus, auch du!“, rief der Überlieferung nach der große Kaiser Cäsar, kurz bevor er tot zu Boden sank. Kurz zuvor hatte eine Gruppe von Senatoren ihm die Dolche in den Leib gerammt – und unter ihnen eben auch jener Brutus, manche sagen, sein Freund, manche sagen gar, es sei sein Sohn gewesen, jedenfalls ein enger…