Mit Ausnahme einer Nomaden-Familie, die auf der anderen Seite des Flusses ihre Jurte aufgebaut hatte, waren wir in diesen Tagen weitgehend allein im Tjup-Tal südöstlich von Eckili-Tasch. Am Vormittag machten wir eine kleine Wanderung auf einen nahen Hügel, von dem aus wir einen schönen Blick auf die Gipfel des Tien Shan vom Pik Nansen bis Alexander von Humboldt hatten. Plötzlich donnerte es in der Ferne und wir sahen gleich drei Gewitter herankommen. Eilig kehrten wir zu unserem Lager zurück, kochten uns noch eine Brühe und verkrochen uns ins Zelt. Zwar zog der Regen an uns vorbei, dafür rüttelte ein Sturm am Zelt, wie wir ihn zuvor noch nicht erlebt hatten. Ich stemmte mich von innen gegen den Wind, das Zelt und alle Zeltnägel hielten.
Nachmittags war das Wetter wieder schön, wir spazierten am Fluss auf und ab und warfen Steine in das wilde Wasser. Am Abend dachte ich mir die Geschichte von der Nomadentochter Dshamilja und dem Jungen Tschingis aus Karakol aus – so viele kirgisische Vornamen, die mir gefielen, kannte ich noch nicht. Es war eine langwierige und komplizierte Liebesgeschichte über 15 Jahre, ich erzählte sie Cornelia bis zum Einschlafen.