Im Rauschen

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Am Morgen durchquerten wir mit unseren Pferden den Fluss, an dem wir am Abend gestanden hatten. Es war ein für unsere Begriffe reißender Strom, aber wir hatten inzwischen genug Vertrauen, um uns einfach auf den Instinkt der Pferde zu verlassen. Wir folgten dann dem Bergfluss auf der anderen Seite zum Pass hinauf, und auch auf der anderen Seite des Passes ging es in ein Tal hinein, das man in den Alpen wohl als Tauern bezeichnet hätte und in dessen Tiefe wieder ein Bergbach das Wasser von den Hängen sammelte, die von einer Unzahl von Wegen gekerbt waren, welche von Pferden und Weidetieren, Schafen und Rindern, gezogen worden waren.

Das Rauschen der Bergbäche begleitete uns nun schon seit Tagen und allmählich unterschied ich in dem Rauschen ein dunkles Blubbern in den tiefen Ausbuchtungen und Gurgeln in den Löchern zwischen den Felsen, vom hellen Plätschern über kleine Steinkaskaden und schnellen Zischen über die glattgeschliffenen Brocken und vom unregelmäßigen Glucksen in den ausgewaschenen Rinnen. In dem Rauschen dieser mal schnell und mal langsamer ins Tal fließenden Bäche war das alles auf einmal.

Unser Ziel war heute eine reine Touristenherberge, die aus drei Jurten bestand und in der wir gleich mit Tee, Salat und Gebäck bewirtet wurden. Vor uns im Tal, das wir am nächsten Morgen durchqueren würden, sahen wir eine Hochspannungsleitung und die Straße, die von Kotschkor nach Aral führte. Am Nachmittag schlenderten wir zu der Straße hinüber, die hier ihren höchsten Punkt, den Kysard-Pass, erreichte. Wir kletterten auf der gegenüberliegenden Seite auf eine Anhöhe bei der neu gebauten Hochspannungsleitung, die dem Straßenverlauf folgte. Von Ost nach West fuhren leere LKW, von der anderen Seite quälten sie sich bis zum Bersten mit Kohle beladen die nicht einmal steile Passstraße hinauf. Auf dem Pass hielten sie an, wie um zu verschnaufen.

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