Ich stelle mir vor, ich wäre in einem anderen Land zur Welt gekommen. In Syrien oder in Eritrea oder in Somalia. Würde ich glauben, dass sich in meinem Heimatland die Dinge so zu Guten wandeln lassen, dass das Leben für mich und meine Familie lebenswert würde, dass ich meine Ziele und Träume realisieren könnte? Wohl kaum. Was also würde ich tun? Wenn ich genug Mut und Kraft hätte, würde ich versuchen, dort wegzukommen. Wenn ich selbstbewusst und aktiv genug wäre, um mir mir in der Fremde ein besseres Leben vornehmen zu können, würde ich versuchen, nach Europa zu kommen. Ich würde hoffen, dass ich dort durch Beharrlichkeit, Arbeit und Kreativität meine Träume erfüllen könnte.
Wäre ich in Somalia, Eritrea oder Syrien geboren, säße ich jetzt in einem Schlauchboot auf dem Mittelmeer. Oder in einem Asylbewerberheim irgendwo in Deutschland.
Ich wäre ein Flüchtling, wenn ich dort geboren wäre.
Update in eigener Sache: Eine Software für die Verwaltung von Informationen bei der Betreuung und Unterbringung von Flüchtlingen ist bei INDAL entstanden. Hier gibt es dazu detaillierte weitere Informationen: Refugee Care Software zur Flüchtlingsverwaltung
Kommentare
3 Antworten zu „Ich wäre auch ein Flüchtling“
1.)
Hypothetisch ist so nichts sinnhaft zu machen, weißt Du auch, Jörg.
2.)
Wenn’s eher politisch-agitativ gemeint war:
Vielleicht wärst Du hypothetisch ja auch ein dicker Bart, der mit seinen Weibern herrscht und zufrieden ist?
3.)
Es müssen nicht Flüchtlinge sein, die wären asylberechtigt in der BRD, es könnten schlicht Einwanderer sein, Siedler, Invasoren, die verstanden haben, wo was zu holen ist.
Ansonsten, jetzt bei der FDP, gell, ja, bleibt ne Mist-Partei, die nie richtig liberal gewesen ist, die sich zwischen 1969 und 1982 und wieder zwischen 2009 und 2013 von ihrer schlechten Seite gezeigt hat.
Liberale haben bei der FDP nichts zu sagen.
Witzig auch das Magenta, das sie sich bei der Telekom oder der Linkspartei abgeschaut hat…
Betrachtet man die Situation der Flüchtlinge würde wahrscheinlich niemand anders handeln. Auch wenn sich viele Leute nicht gerne in diese Situation versetzen möchten, finde ich es gut, dass du so offen darüber schreibst! Toller Ansatz!
Einen ähnlichen Gedanken hatte ich letztens auch, doch als ich dann noch einmal über die Geschichte meiner eigenen Familie nachdachte, merkte ich auf einmal, dass das Ganze gar nicht so hypothetisch ist: Ich bin 2. Generation Migrant, meine Mutter war 2. Generation Migrantin und musste selber migrieren und mein Vater war ebenfalls 2. Generation Migrant und migrierte auch – klingt wirr, nicht wahr?
Ein Großteil unserer autochthonen deutschen Bevölkerung ist zwischen 1815 und 1945 mehrfach aus wirtschaftlichen und / oder politischen Gründen zum (Aus-)Wandern gezwungen worden – warum eine scheinbare Mehrheit in unserer Gesellschaft – liberal bis konservativ, extrem links bis extrem rechts – jetzt so tut, als ob alles immer so war wie es jetzt ist, entzieht sich meinem Verständnis – es hat immer wieder Wanderungsbewegungen gegeben, wie auch Flucht und Vertreibung. Und die aufnehmenden Regionen haben sich dabei selten durch eine Willkommenskultur ausgezeichnet.
Übrigens: Ich bin Deutscher, meine Eltern waren es auch und meine Großeltern auch.